Die Nebenläufigkeit ist seit jeher ein zentraler Bestandteil moderner Softwareentwicklung. In Java waren Threads stets die Grundlage für die parallele Ausführung von Code. Allerdings brachten klassische Threads auch Herausforderungen mit sich, insbesondere im Hinblick auf die Skalierbarkeit und Effizienz bei der Nutzung von Systemressourcen. Mit der Einführung von Virtual Threads in Java 17 ändert sich dieser Ansatz grundlegend.

1. Die Evolution der Nebenläufigkeit in Java

Java bot von Anfang an die Möglichkeit, mit Threads zu arbeiten, indem es das java.lang.Thread-API bereitstellte. Diese klassischen Threads basieren direkt auf den nativen Betriebssystem-Threads. Während dies für kleinere Anwendungen gut funktioniert, können bei Anwendungen mit Tausenden oder sogar Millionen von parallelen Aufgaben erhebliche Probleme auftreten:

  • Hoher Speicherverbrauch: Jeder klassische Thread benötigt einen eigenen Stack, der standardmäßig mehrere hundert Kilobyte umfasst.
  • Teure Kontextwechsel: Der Wechsel zwischen Threads auf Betriebssystemebene ist ressourcenintensiv und kann die Leistung beeinträchtigen.
  • Komplexe Programmierung: Entwickler mussten oft komplizierte Workarounds wie Thread-Pools und asynchrone Programmiermodelle verwenden, um die Einschränkungen von Threads zu umgehen.

2. Was sind Virtual Threads?

Virtual Threads sind eine neue Art von Threads, die durch das Project Loom eingeführt wurden. Sie unterscheiden sich von klassischen Threads dadurch, dass sie nicht direkt an native Betriebssystem-Threads gebunden sind. Stattdessen sind Virtual Threads leichtgewichtige, benutzerseitige Threads, die von der Java-Laufzeitumgebung (JVM) verwaltet werden.

Hauptmerkmale von Virtual Threads:

  • Leichtgewichtig: Tausende oder sogar Millionen von Virtual Threads können in einer einzigen JVM instanziiert werden.
  • Effiziente Nutzung von Ressourcen: Virtual Threads teilen sich einen Pool von nativen Threads, wodurch der Overhead reduziert wird.
  • Einfachheit: Entwickler können weiterhin mit dem bekannten Thread-API arbeiten, ohne sich um komplexe asynchrone Programmierung kümmern zu müssen.

3. Vorteile von Virtual Threads

Die Einführung von Virtual Threads bringt zahlreiche Vorteile mit sich:

  1. Verbesserte Skalierbarkeit: Da Virtual Threads nur minimalen Speicherplatz benötigen und Kontextwechsel auf der JVM-Ebene erfolgen, können Entwickler Anwendungen erstellen, die mit einer erheblich höheren Anzahl an gleichzeitigen Tasks arbeiten können.
  2. Einfachere Programmierung: Virtual Threads machen viele Workarounds überflüssig, die in der Vergangenheit erforderlich waren, wie z. B. asynchrone Frameworks oder komplexe Callback-Mechanismen. Entwickler können mit einfachen, blockierenden APIs arbeiten, ohne die Skalierbarkeit zu opfern.
  3. Kompatibilität: Da Virtual Threads das bestehende Thread-API nutzen, können sie problemlos in bestehende Anwendungen integriert werden, ohne dass umfangreiche Änderungen am Code erforderlich sind.

4. Funktionsweise von Virtual Threads

Virtual Threads werden von der JVM verwaltet und teilen sich einen gemeinsamen Pool von Betriebssystem-Threads. Wenn ein Virtual Thread blockiert (z. B. durch einen I/O-Aufruf), wird der native Thread, dem er zugeordnet ist, freigegeben und kann anderen Virtual Threads zur Verfügung gestellt werden.

Die JVM implementiert dies durch sogenannte Continuation-Objekte. Eine Continuation repräsentiert einen ausführbaren Codeabschnitt, der jederzeit pausiert und fortgesetzt werden kann. Virtual Threads nutzen diese Mechanismen, um den Blockierungsstatus effizient zu handhaben.

5. Verwendung von Virtual Threads

Die Erstellung und Nutzung von Virtual Threads ist äußerst einfach. Mit der Executors-Klasse können Entwickler Virtual Threads nahtlos erstellen:

ExecutorService executor = Executors.newVirtualThreadPerTaskExecutor();

Runnable task = () -> {
    System.out.println("Task running in: " + Thread.currentThread());
};

executor.submit(task);
executor.shutdown();
Code-Sprache: JavaScript (javascript)

Alternativ können Virtual Threads direkt über das Thread.ofVirtual-API erstellt werden:

Thread virtualThread = Thread.ofVirtual().start(() -> {
    System.out.println("Running in a virtual thread");
});

virtualThread.join();
Code-Sprache: JavaScript (javascript)

6. Einschränkungen von Virtual Threads

Obwohl Virtual Threads viele Vorteile bieten, gibt es auch einige Einschränkungen:

  • Nicht alle Blockierungen sind kompatibel: Native Methodenaufrufe oder Synchronisationsmechanismen, die auf Betriebssystem-Threads basieren, können die Leistung beeinträchtigen.
  • Debugging und Profilerstellung: Tools, die speziell für klassische Threads entwickelt wurden, müssen angepasst werden, um Virtual Threads vollständig zu unterstützen.

7. Auswirkungen auf die Java-Entwicklung

Virtual Threads haben das Potenzial, die Art und Weise, wie Java-Entwickler Anwendungen entwickeln, grundlegend zu ändern. Sie vereinfachen die Nebenläufigkeit erheblich und machen Java zu einer noch attraktivieren Wahl für skalierbare und effiziente Anwendungen. Besonders im Bereich der serverseitigen Entwicklung, wo Anwendungen oft mit einer großen Anzahl gleichzeitiger Verbindungen umgehen müssen, könnten Virtual Threads eine Revolution darstellen.

8. Fazit

Die Einführung von Virtual Threads in Java 17 markiert einen bedeutenden Schritt in der Evolution der Sprache. Durch die Kombination von Einfachheit und Effizienz bieten Virtual Threads eine leistungsfähige Alternative zu klassischen Threads und könnten die Grundlage für die nächste Generation von Java-Anwendungen bilden. Entwickler sollten sich intensiv mit dieser neuen Funktion beschäftigen, um das volle Potenzial von Virtual Threads auszuschöpfen.